Was ist Fairer Handel?

„Der Welthandel ist ungerecht. Während einige Wenige vom wachsenden globalen Reichtum profitieren, haben Andere kaum eine Chance, ihre Lebensumstände zu verbessern. Gerade die Menschen am Anfang der Lieferketten gehören häufig zu den „Verlierer*innen“ der Globalisierung und des weltweiten Profitstrebens. Ob Textilarbeiter*innen in Bangladesch, Kaffeebäuer*innen in Honduras oder Milchbäuer*innen in Deutschland – gerade diejenigen, die die Produkte unseres Alltags anbauen und herstellen, leiden unter niedrigen Weltmarktpreisen, prekären Arbeitsbedingungen und Ausbeutung.“
Forum Fairer Handel

Höchste Zeit also, etwas zu verändern!

„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung, sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“

– Internationale Netzwerke des Fairen Handels

 

Bevor sich ein Produkt Fair gehandelt nennen darf, muss es einige Kriterien erfüllen:

Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen schaffen
Transparenz und Rechenschaftspflicht
Faire Handelspraktiken
Faire Bezahlung
Keine ausbeuterische Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit
Geschlechter-
gerechtigkeit, Versammlungsfreiheit, keine Diskriminierung
Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen
Förderung der Aus- und Weiterbildung
Förderung des Fairen Handels
Umweltschutz und Einsatz gegen den Klimawandel

Wer überprüft, was Fair ist?

Viele Handelsbeziehungen im Fairen Handel funktionieren nur so gut, weil sie vertrauensvoll und in einem Dialog zwischen Partnern aufgebaut wurden. Aber: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser. Deshalb hat der Faire Handel im Laufe der Jahre verschiedene verlässliche Kontrollsysteme – so genannte Monitoring- und Zertifizierungs-Systeme – entwickelt. Strikte Standards für Produktion und Handel schützen Menschenrechte und Umwelt. Eine externe Überprüfung sorgt für Sicherheit und Transparenz und ermöglicht es Kund*innen, mehr als nur einem Versprechen Vertrauen zu schenken.

Um ein Produkt mit einem Fair-Handels-Siegel vertreiben zu dürfen, muss eine Produzentenorganisation (z.B. eine Kaffeekooperative) zunächst nachweisen, dass sie die Kriterien für eine nachhaltige Produktion erfüllt, die in den Standards des jeweiligen Kontrollsystems (z.B. Fairtrade) festgelegt sind. Dazu gehören Anforderungen in den Bereichen Arbeits- und Umweltschutz sowie demokratische Selbstbestimmung und Partizipation, wie die oben genannte Grundsätze. Ein*e unabhängige*r Auditor*in überprüft vor Ort, ob diese eingehalten werden.

Kann eine Produzentenorganisation die Einhaltung der Fair-Handelskriterien nachweisen, können beispielsweise deutsche Unternehmen das zertifizierte Produkt einkaufen und mit dem jeweiligen Siegel in Deutschland vertreiben.

Die Kontrolle durch die Zertifizierungsorganisation stellt also sicher, dass es sich bei dem in Deutschland verkauften gesiegelten Produkt um ein fair gehandeltes Produkt handelt. Gleichzeitig kann bei gesiegelten Produkten keine Aussage über die sonstige Einkaufspolitik des Unternehmens, das das Produkt in Deutschland vertreibt, getroffen werden. So können Unternehmen, die Produkte mit Fair-Handels-Siegeln anbieten, auch Produkte im Sortiment haben, die nicht unter Fair-Handels-Kriterien hergestellt wurden.

Die anerkannten Monitoring-Systeme des Fairen Handels überprüfen gesamte Unternehmen auf die Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien, nicht nur einzelne Produkte. Unternehmen, die einen solchen Monitoring-Prozess durchlaufen haben, werden daher Fair-Handels-Unternehmen genannt. Das bedeutet: Alle von ihnen vertriebenen Produkte werden nach den Prinzipien des Fairen Handels hergestellt und gehandelt.

Ein Monitoring-System ist ein System der „begleitenden Beobachtung“ (= Monitoring), das ein gesamtes Unternehmen oder eine Organisation kontinuierlich auf die Einhaltung der Kriterien des Fairen Handels überprüft. Wie bei Zertifizierungs-Systemen gibt es auch bei Monitoring-Systemen strikte Standards und Kontrollen von unabhängigen Auditor*innen. Die generelle Zielsetzung unterscheidet sich jedoch: Ziel eines Monitoring-Systems im Fairen Handel ist es, Abläufe und Verfahren innerhalb einer Organisation systematisch und kontinuierlich zu begleiten. Im Dialog zwischen Handelspartnern werden Schwachstellen thematisiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Die Entwicklung der Organisation als Ganzes steht im Vordergrund – nicht ein einzelnes Produkt. Auditor*innen unterstützen neben der Kontrolle beratend die Fair-Handels-Unternehmen und Organisationen dabei, dass Standards zukünftig konsequenter eingehalten werden können.